Das Gesamtkunstwerk
Hermann Nitsch
Hermann Nitsch (geb. 1938 in Wien/AT) ist Mitbegründer des Wiener Aktionismus und zählt zu den wichtigsten Aktionskünstlern der Gegenwart. Sein Opus magnum, das Orgien Mysterien Theater, ist eine neue Form des Gesamtkunstwerkes. Die Idee dazu entstand im Jahr 1957 und führte bis dato zur Realisierung von 155 Aktionen, 75 Malaktionen und unzähligen Werken in verschiedenen Kunstdisziplinen. Mit seinem OEuvre zählt der Künstler zu den internationalen Pionieren der Performing-Art-Bewegung.
Die Ausstellung im Lechner Museum Ingolstadt widmet sich dem Nitsch Gesamtkunstwerk mit all seinen Werkdisziplinen und schafft einen umfangreichen Überblick über das einzigartige Werk des Universalkünstlers, der mitunter auch mehrere Jahre in Bayern lebte. Im Zentrum der Präsentation im Erdgeschoß steht die 20. Malaktion von Hermann Nitsch, welche 1987 in der Wiener Secession realisiert wurde. Sie gilt als Nitsch Hauptwerk und ist laut Hermann Nitsch seine weltweit einzige vollständig erhaltene Malaktion und ist in dieser Ausstellung erstmals außerhalb von Österreich zu sehen.
Im Obergeschoss offenbart sich der Kosmos Nitsch in all seinen Facetten und führt die Besucher*innen in die Welt des Orgien Mysterien Theaters ein, in dessen Zentrum das Seinsbewusstsein als philosophisch-theoretische Grundlage steht. Nitsch geht es um die Gegenwärtigkeit, das unmittelbare und sinnliche Erleben von realen Geschehnissen im Zuge der Aktionen. Es geht um das Erreichen eines seinstrunkenen Zustandes, der das „Fleisch der Wirklichkeit" (Hermann Nitsch) mit Hilfe aller menschlichen Sinnesorgane bewusst und unmittelbar erfahrbar macht. Mit diesem Konzept und den für viele als radikal empfundenen Aktionen revolutionierte Hermann Nitsch den Theaterbegriff und erweiterte den Kunstbegriff des 20. Jahrhunderts.